Ich kann es Dir nicht sagen, ob es Kunst ist, oder eine neue ‘Bewegungsmethode’.
Ich kann nur eines mit Sicherheit sagen, wenn ich mich auf diese Art bewege gibt es wenigstens einen Teil in mir, der Frieden empfindet.
Wenn ich nichts mehr höre, weil die Stimmen meiner Selbsthärte zu laut werden, dann weiß ich, dass ich mich auf ‘ihn’ meinen Körper verlassen kann.
Ihn kann ich fühlen. Hier kann ich mit allen Schmerzen kooperieren ohne sie zu ignorieren.
Hier bekommen meine aufgewühlten Gedanken einen Partner an die Seite, dessen Sprache milder ist, als die der aufgepeitschten Gedanken.
Gemeinsam
Alles was meinen Körper betraf war mir eine Lehre. Meine Ess-Störung, das Asthma, die Neurodermitis und nicht zuletzt mein Körperhass. Du liest richtig.
Ich konnte kein gutes Haar an ihm lassen. Und stellvertretend dafür an mir. ALLES war verkehrt. Doch ein seiner Liebe und seiner Weisheit biss ich mir die Zähne aus. Mein Körper ist mein Lehrer – mein Führer.
Ich kann Dir nicht genau sagen, was das heißt.
Doch ich weiß, dass ein Element zentral ist. Kämpfe gegen nichts was mit Deinem Körper zu tun hat. Nicht gegen Dein Aussehen, Deine Leistungsfähigkeit, einzelne Makel etc. Du tust ihm unrecht. Du tust Dir unrecht.
Doch ihn sein zu lassen wie er ist? Mit all seinen Einschränkungen, angeblichen Makeln und seiner Optik…? Das könnte eine krasse Challenge werden. Ich möchte sie annehmen – und Dich auf dieser Reise mitnehmen. Ich möchte dass wir uns der Herausforderung stellen, die die größte Hebelkraft verspricht.
Ich möchte, dass wir Menschen radikal gut zu uns sind.
Ohne Ausflüchte.
Wie das geht kann ich Dir nicht sagen… doch ich kann Dir beibringen zu sehen, wo Du es überall nicht gut zu Dir bist. Der Rest entwickelt sich von allein…
Love
Claudia
02. September 21
In mir
Wenn Du an Deinem tiefen Schmerz ankommst, dann wütest Du, dann möchtest Du ausbrechen, es unbedingt ändern… etwas ändern was Du nicht ändern kannst.
Sehr viele Menschen scheuen den Kontakt mit ihrem tiefen Schmerz. Wir Menschen haben Angst ‘daran zu Grunde zu gehen’. Doch genau dieser Ort, dieser Kontakt bringt Dich zu einer Kraft, die größer ist. Zu einer Kraft, die mehr Deiner Ahnung von Leben entspricht, als es Deine eingeübten Schutzmuster tun.
Am Ort des tiefen Schmerzes spüre ich, dass dies nicht das Ende ist…Und das meine ich im aller schönsten Sinne.
Ich kann dazu nichts sagen, doch die große Kraft der Bäume zu spüren – meine Chancenlosigkeit ihnen gegenüber, das erweckte ein besonderes Gefühl in mir.
Ein unaufgeregt erhebendes Gefühl.
17. Juni 2021
Lehrerin der Milde
Als Lehrerin der Milde bezeichne ich meine Ess-Störung, gegen die ich in den letzten Monaten so wenig Chancen sah. Sie war ‘stärker’ als ich. Ich hatte keine andere Chance als geschehen zu lassen, und anschließend milde zu mir zu sein, um nicht den Abwärtsstrudel zu befeuern.
Als Studierende und Lehrende für die innere Instanz der Selbsthärte erkenne ich mich. Ich tue es, weil mein Leben es vorgibt. Ich soll es studieren, um zu erkennen, wo ich – wo wir Menschen – verdeckt hart sind.
Wo richte ich Härte gegen mich. Wo richte ich sie gegen Dich. Und wie verläuft dieser Kreislauf, dass abermals die Härte bei mir landet.
Milde ist die Medizin, die so manches mal so bitter schmeckt… doch immer wieder angewendet entsteht ein neuer Pfad, einer der sich friedlicher anfühlt.
Mein Körper war ausversehen das Lieblingsobjekt meiner Ablehnung. Doch wie so oft, liegt in dem was wir so ‘gar nicht mögen’ ein geheimer Schatz verborgen. Denn ich spüre, dass er mein langzeit unterschätzer Körper, mich auf Wege bringt, die mir wahrlich gut tun.
Was für ein großzügiges Wesen. Ihn so lange verabscheuen und maltretieren zu können, und dennoch mit größter Liebe, den Weg in die Freiheit gewiesen zu bekommen.
Mein Körper, die Milde und die Freiheit, die scheinen sich zu kennen… 🙂 Und ich ersuche ihre Sprache zu lernen…
17. Juni 2021